Marsha P. Johnson, Harvey Milk &           Stormé DeLarverie

Marsha P. Johnson: Ikone der LGBTQ+-Bewegung und Vorkämpferin der Stonewall-Revolution

Marsha P. Johnson (* 24. August 1945 † 6. Juli 1992) war eine der schillerndsten und mutigsten Persönlichkeiten der LGBTQ+-Bewegung und spielte eine zentrale Rolle in der amerikanischen Bürger*innenrechtsbewegung. Als Schwarze Transfrau, Drag-Künstlerin und Aktivistin setzte sie sich unermüdlich für die Rechte von queeren Menschen, insbesondere für obdachlose und marginalisierte LGBTQ+-Personen, ein.

Marsha P. Johnson bezeichnete das Mittelinitial „P.“ in ihrem Namen als Abkürzung für „Pay it no mind“ – eine Aufforderung, sich nicht um das zu kümmern, was andere über sie sagten oder dachten. Mit ihrem bunten und rebellischen Stil verkörperte sie Selbstbestimmung und Widerstand in einer Zeit, in der queere Menschen extremer Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt waren.

Johnson war nicht nur eine prominente Figur der Drag-Szene, sondern auch eine der mutigen Aktivistinnen, die sich am 28. Juni 1969 während der Stonewall-Unruhen gegen die Polizeigewalt in der Bar „Stonewall Inn“ wehrten. Diese Unruhen, die von trans und queeren People of Color wie Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera angeführt wurden, markierten den Beginn der organisierten LGBTQ+-Bewegung in den USA. Johnsons Rolle in diesen Aufständen und ihr unerschrockenes Engagement für Gerechtigkeit machten sie zu einer Ikone des Widerstands gegen staatliche Repression und soziale Ausgrenzung.

Gemeinsam mit Sylvia Rivera gründete Johnson 1970 die Organisation STAR (Street Transvestite Action Revolutionaries), die sich um obdachlose trans Jugendliche und queere Menschen kümmerte, die in der Gesellschaft kaum Unterstützung fanden. Johnson kämpfte für die Anerkennung und Rechte von Transpersonen und nutzte ihre eigene Lebensgeschichte, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, mit denen viele queere Menschen zu kämpfen hatten.

Trotz der Herausforderungen, mit denen sie selbst konfrontiert war – Armut, Obdachlosigkeit und fortwährende Gewalt –, war sie eine tragende Säule der queeren Gemeinschaft. Ihr Leben war geprägt von einem tiefen Mitgefühl für andere und einer unerschütterlichen Entschlossenheit, soziale Gerechtigkeit zu erkämpfen.

Marsha P. Johnsons Tod im Jahr 1992 unter mysteriösen Umständen bleibt bis heute ungeklärt, doch ihr Vermächtnis lebt weiter. 

 

Harvey Milk: Pionier der LGBTQ+-Rechte und Stimme der Hoffnung 

Harvey Milk (* 22. Mai 1930 † 27. November 1978) war ein amerikanischer Politiker und einer der ersten offen schwulen Männer, die in ein öffentliches Amt in den USA gewählt wurden. Als eine der prominentesten Persönlichkeiten der LGBTQ+-Bewegung in den 1970er Jahren setzte er sich entschlossen für die Rechte und die Gleichstellung queerer Menschen ein. 

Harvey zog in den frühen 1970er Jahren nach San Francisco, eine Stadt, die zu dieser Zeit ein Zentrum für die LGBTQ+-Community war. Schnell engagierte er sich in der Lokalpolitik und wurde zu einer charismatischen Führungspersönlichkeit. Sein politisches Programm war geprägt von sozialen Reformen, die nicht nur der LGBTQ+-Gemeinschaft zugutekamen, sondern auch andere benachteiligte Gruppen umfassten. Milk setzte sich für Wohnungsrechte, Arbeitnehmendenrechte und eine stärkere Vertretung von Minderheiten ein. 

Harvey Milk glaubte fest daran, dass die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Menschen der Schlüssel zum Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung sei. Seine berühmte Aufforderung an queere Menschen, sich öffentlich zu ihrem Leben zu bekennen, lautete: „Kommt heraus, kommt heraus, wo immer ihr seid!“. Er erkannte, dass persönliche Geschichten und Sichtbarkeit die Macht haben, die Gesellschaft zu verändern und die Herzen und Köpfe der Menschen zu öffnen. 

Trotz erheblicher Widerstände, einschließlich Drohungen und Anfeindungen, gelang es Harvey 1977, als erster offen schwuler Mann in den San Francisco Board of Supervisors gewählt zu werden. Seine Wahl war ein Meilenstein und ein Signal für eine wachsende Bewegung, die die politische und gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQ+-Personen vorantrieb. Seine Amtszeit endete jedoch vorzeitig unter gewaltsamen Umständen: Am 27. November 1978 wurde er zusammen mit dem Bürgermeister von San Francisco, George Moscone, von dem ehemaligen Stadtratsmitglied Dan White erschossen. 

Harvey Milks Ermordung erschütterte die LGBTQ+-Gemeinschaft und die ganze Welt. Die darauffolgenden Proteste, insbesondere die sogenannten White-Night-Riots, zeigten das tiefe Entsetzen und die Wut über die Ungerechtigkeit, die Harvey Milk widerfahren war.  

Heute wird Harvey Milk als Pionier und Märtyrer der LGBTQ+-Rechte weltweit geehrt. Sein Leben und sein politisches Wirken erinnern uns daran, dass Veränderung durch Mut, Offenheit und Engagement möglich ist. Sein Vermächtnis lebt fort in den Errungenschaften, die die LGBTQ+-Gemeinschaft seit seiner Zeit erreicht hat, und in den Menschen, die weiterhin für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung kämpfen. 

Stormé DeLarverie: Die unsichtbare Heldin der Stonewall-Revolution

Stormé DeLarverie (*circa 24. Dezember 1920 † 24. Mai 2014) war eine bahnbrechende Aktivistin, Sängerin und Drag-Performerin, die eine zentrale Rolle in den Stonewall-Unruhen von 1969 spielte. Obwohl sie oft als „die unsichtbare Heldin“ dieser Bewegung bezeichnet wird, war ihr Beitrag für die LGBTQ+-Befreiung von unschätzbarem Wert. Ihr mutiger Widerstand gegen Polizeigewalt gilt als einer der Auslöser für die Proteste, die als Wendepunkt im Kampf für die Rechte queerer Menschen in den USA angesehen werden.

Geboren in New Orleans, wuchs DeLarverie in einer Zeit extremer Rassentrennung und Diskriminierung auf. Als Kind einer Schwarzen Mutter und eines weißen Vaters erlebte sie die Härte von Rassismus und Vorurteilen aus erster Hand. Später zog sie nach New York, wo sie als Sängerin und Performerin arbeitete. In den 1950er und 60er Jahren war DeLarverie prominentes Mitglied der „Jewel Box Revue“, der ersten integrierten Drag-Show in den USA. Sie trat als Dragking auf und spielte häufig männliche Rollen. Mit ihrem androgynen Auftreten und ihrer Selbstsicherheit durchbrach sie Geschlechtergrenzen und stellte traditionelle Vorstellungen von Geschlecht und Identität in Frage.

Am 28. Juni 1969, in der Nacht der Stonewall-Unruhen, war Stormé DeLarverie im Stonewall Inn anwesend und wird oft als die Person bezeichnet, die den ersten Schlag gegen die Polizei führte. Die genaue Identität der Person, die den Funken der Rebellion entzündete, bleibt bis heute unklar, doch viele Augenzeugen berichten, dass eine sich maskulin präsentierende Frau, vermutlich DeLarverie, sich gegen ihre Verhaftung wehrte und dabei die Menschenmenge aufforderte, sich gegen die Polizeigewalt zu erheben. Dieser Moment wird als einer der entscheidenden Auslöser für die Stonewall-Aufstände gesehen, die den Beginn der modernen LGBTQ+-Bewegung markieren.

Nach Stonewall setzte DeLarverie ihren Aktivismus fort. Sie wurde als „Schutzengel“ der LGBTQ+-Gemeinschaft von Greenwich Village bekannt und arbeitete viele Jahre als Türsteherin und Sicherheitskraft in lesbischen Bars. Ihr Engagement, insbesondere für den Schutz queerer Frauen, war tief verwurzelt in ihrem Glauben an die Selbstverteidigung und das Recht auf Sicherheit. DeLarverie selbst sagte einmal: „Es war niemand da, um uns zu beschützen, also tat ich es.“

Trotz ihrer enormen Bedeutung für die LGBTQ+-Bewegung blieb DeLarverie lange im Schatten anderer bekannter Aktivist*innen. Sie sprach nicht oft über ihre Rolle in den Stonewall-Unruhen, kämpfte aber stets für Gerechtigkeit und Würde. In den letzten Jahren ihres Lebens wurde sie als eine der lebenden Legenden der queeren Geschichte anerkannt, und ihr Mut inspirierte zahlreiche LGBTQ+-Aktivist*innen weltweit. Stormé DeLarverie starb 2014 im Alter von 93 Jahren. Ihr Vermächtnis erinnert uns daran, dass es oft die stillen Held*innen sind, die den größten Einfluss haben. Ihr Widerstand gegen Unrecht und ihre unermüdliche Arbeit für die Sicherheit und Freiheit der LGBTQ+-Gemeinschaft machen sie zu einer Ikone der Bewegung.

Auf dem Gemälde ist Stormé mit einem Karabinerhaken dargestellt, der in der lesbischen Community als traditionelles Erkennungszeichen dient.